Sünde: Einladung zum Perspektivwechsel

Ich habe einige Zeit gebraucht, um einen distanzierten Blick auf das Konzept von Schuld und Sühne, das die katholische Kirche bis heute propagiert und instrumentalisiert, zu gewinnen. Dazu brauchte es die Begegnung mit meiner Dualseele, die mir eines Tages unter Tränen offenbarte, „Ich habe Angst in die Hölle zu kommen, wenn ich Dich (immer wieder) treffe“. Dieser Satz ist mir, obwohl ich ihn nicht persönlich genommen habe, sehr nah gegangen. Denn ich konnte daran erspüren, wie sehr Angst, in diesem Fall die Höllenangst, einen Menschen in seiner Bedürfniserfüllung und Entwicklung behindern, geradezu lähmen kann.1 Dieses Erlebnis hat mich wesentlich geprägt, indem es mir eine völlig neue, beobachtend-aufmerksame Haltung zum Thema Angst geschenkt hat, die es mir unter anderem Jahre später ermöglichte, die Machenschaften der „Corona-Pandemie“ mit anderen Augen als der systemisch verängstigte „Mainstream“ zu sehen. Und ohne dies hätten sich viele Wege, die ich inzwischen gehen durfte, nicht aufgetan.

Mittelalterliche Darstellung der Hölle von Herrad von Landsberg, in: Hortus Deliciarum (1180) (gemeinfrei, Fundort: Wikimedia Commons)

Die katholische Erziehung, die ich in einem kleinen Dorf in der Soester Börde erfahren habe, drängte hingegen darauf, mich selbst als unvollkommenen, minderwertigen Sünder zu betrachten. Regelmäßig wurde ich zur Beichte gezwungen und ich kann mich erinnern, dass ich manchmal einiges an Phantasie aufbringen musste, um den kleinen Spickzettel, den ich mit in den „Beichtstuhl“ nahm, mit allerlei Allerweltsdingen zu füllen, „ich habe die kleine Schwester geärgert, den Sonntag nicht geheiligt, Geld aus der Kaffeetasse im Küchenschrank gestohlen“ usw., und „ich bereue meine Sünden und gelobe, es besser zu machen“. Die „Gnade der Absolution“ habe ich nie als solche wahrgenommen geschweige denn gefühlt, ich war einfach froh, wenn es einmal wieder vorbei war. Mein Gottesbild lebte nicht durch die ihm zugeschriebene Fähigkeit, Sünden gegen fünf „Gegrüßet seist Du, Maria“ und zehn „Vater unser“ zu erlassen. Irgendwie fand ich mich selbst gottseidank stets mehr „in Ordnung“ als das System.

Weiter verschärft wird die Thematik durch das Konzept der „Erbsünde“. Sie wird aus dem „Sündenfall“, als Adam und Eva im Paradies vom „Baum der Erkenntnis“ naschten, abgeleitet.2 Damit ist dem Narrativ gemäß die grundsätzliche Trennung des Menschen von Gott besiegelt.3 Konkret bedeutet dies auch: Jedes neugeborene Kind ist in seiner (naturgemäßen!) Unschuld bereits der Erbsünde und folglich der Trennung von Gott unterworfen. Nur „mit Hilfe Jesu Christi kann die Gemeinschaft mit Gott wiederhergestellt werden. Der Mensch allein besitzt nicht die Kraft dafür.“4, so die (für mich befremdlich anmutende) Haltung des Klerus. Und somit ist unmittelbar die Lebensaufgabe jedes Menschen definiert, denn das „In-der-Sünde-Bleiben“ führt „dem christlichen Glauben zufolge zur Verurteilung im sogenannten Jüngsten Gericht Gottes, zu zweierlei Schicksal für Glaubende und Ungläubige: die Glaubenden kommen in den Himmel, die Ungläubigen in die Hölle.“5

Michelangelo: Der Sündenfall und die Vertreibung aus dem Paradies (Deckenfresko in der Sixtinischen Kapelle), gemeinfrei, Wikipedia Commons

Gerade in Zeiten des Mittelalters wurden diese Deutungen zu einem gewichtigen Machtinstrument. Wir alle wissen, wie effektiv sich Menschen klein und unmündig halten und zum Verrat ihres Selbst verleiten lassen, wenn nur die systematisch geschürte Angst stark genug ist und immer wieder getriggert wird – und dies alles unabhängig von Zeit, Thema und Protagonisten.

Wir möchten Dich heute einladen, einen neuen Blick auf das Thema und den Begriff Sünde zu gewinnen. Dabei gilt es, nach der ursprünglichen Bedeutung zu fragen, insbesondere sich von den Verzerrungen der jahrtausendelang deutungshohen katholischen Kirche zu befreien.

Eckhart Tolle erinnert an eine wörtliche Übersetzung des Wortes Sünde, nämlich das Ziel der menschlichen Existenz verfehlen.6 Aus seiner Sicht ist folglich Sünde mit Unbewusstheit gleichzusetzen. Sein Weg heraus aus der „Knechtschaft der Sünde“7 ist folgerichtig der Weg in das Bewusstsein, der in der Befreiung vom „mentalen Lärm“, also dem ewigen zwanghaften Denken, von der krampfhaften Beschäftigung mit Vergangenheit und Zukunft, vom Opferdasein, von der Identifikation mit materieller Befriedigung, von einem eigens erdachten Selbstbild, das von den Geschichten im Kopf erzeugt wird, liegt.8 Er fordert das „frei werden von einem lächerlich eingeschränkten Selbstwertgefühl“9, das vor allem durch äußere Einflüsse und die daraus resultierenden problematischen Gedanken über uns selbst und das Leben über Jahrzehnte hinweg in unserem Kopf geschaffen wird, mit unserem wahren Sein aber nichts zu tun hat.

Die sieben Todsünden. Bild von Hans Baldung, 1511. Staatliche Kunstsammlung Karlsruhe, Lizenz: Creative Commons CC0

Sünde wird des Weiteren alternativ als Getrenntsein von Gott bzw. Herausfallen aus der göttlichen Lebensweise übersetzt.10 Erkennen wir die Göttlichkeit jedes einzelnen Menschen an, so bedeutet Sünde in diesem Sinne ein Getrenntsein von sich selbst, der eigenen göttlichen Bestimmung und dem uns für diese Inkarnation zugedachten Seelenplan, in dem es nicht um Vollkommenheit geht, sondern einzig darum, bestimmte Erfahrungen zu machen, die nur in der physischen Begrenzung des Körpers möglich sind. Folglich stellt sich die Frage, wie wir diese Trennung überwinden und zu uns in das tief in uns angelegte Bewusstsein gelangen können, und wie uns das Konzept der Sünde dabei sogar unterstützen (anstelle von lähmen) kann.

Dazu bedarf es gemäß der von uns sehr geschätzten Sandra Weber einer neuen, im wahrsten Wortsinn lösungsorientierten Perspektive, in der wir uns nicht mehr als hilfsbedürftige/r Sünder/in betrachten, sondern die damit verbundenen Schuldgefühle loslassen und uns selbst in unserem Schöpferbewusstsein (an)erkennen und neu wählen. Sandra weist darauf hin, dass die Lehre der sogenannten „sieben Todsünden“ ursprünglich das Ziel verfolgte, uns Prüfsteine anzubieten, in deren Licht wir uns reflektieren können um somit „in tiefere Erkenntnisprozesse [gelangen], die nur ein Ziel haben: die umfassende und reine Freiheit.“11

Laut Sandra repräsentieren die „sieben Todsünden“ nichts anderes als unsere Egoschichten. Folglich dürfen wir diese „Todsünden“ als Hinweise auf Anteile in uns betrachten, die es zu transformieren und somit zu erlösen gilt. Sie bieten „eine geniale Navigation uns selbst zu erkennen, zu prüfen und zu sehen, wo wir noch nicht frei sind.“12

In ihrem Podcast „Die 7 Todsünden – reloaded“ erläutert Sandra die „Todsünden“ und damit verbundenen Tugenden. Sie zeigt auf, dass jeder „Todsünde“ (bereits erkennbar an Wortteilen wie Gier, Lust, Sucht, …) ein Mangel zugrunde liegt, dessen Ursache es zu erkennen und aufzulösen gilt.

Wir laden Dich hiermit herzlich ein, Dein bewusst-Sein mithilfe von Sandras Beitrag auszudehnen und einen Schritt auf dem Weg der Selbstheilung zu gehen. Du findest den Podcast z. B. auf youtube, Spotify, podcast.de, podigee.io, deezer.com, audible.de sowie als Textfassung unter theki.eu. Danke von ganzem Herzen, liebe Sandra.

Brauchst Du Unterstützung beim Aufspüren und Transformieren alter Themen und Muster? Sowohl kinesiologisch als auch schamanisch oder mithilfe des Morphischen Feldes können wir gemeinsam in die Tiefe gehen. Melde Dich gerne!

Namasté!
Thomas

© Sandra Weber, theki.eu

Vertiefende Inhalte auf unseren Seiten mit Bezug zu Aspekten dieses Beitrags:


Fußnoten
  1. Mehr dazu findest Du in meinem Artikel Angst – ein schlechter Berater. []
  2. vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Sündenfall []
  3. vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Erbsünde []
  4. ebd. []
  5. https://de.wikipedia.org/wiki/Sünde, dort mit Bezug auf das Buch Daniel 12, 2 und das Matthäusevangelium 25, 46. []
  6. Eckhart Tolle: Torwege zum Jetzt. Die drei Techniken zu höherem Bewusstsein, Hörbuch, München 2010 []
  7. Tolle (2010) bezieht sich hiermit auf das Bibelzitat „Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.“ (Joh. 8, 34) []
  8. vgl. ebd. []
  9. ebd. []
  10. vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Sünde []
  11. Sandra Weber in ihrem im folgenden verlinkten Podcast „Die 7 Todsünden reloaded“ []
  12. ebd. []