Die Frage nach dem Sinn des Lebens stellt sich in individueller Perspektive (also „Was ist der Sinn meines Lebens?“) vor allem in Krisenzeiten, in Zeiten, in denen man nicht verstehen kann und auch als „ungerecht“ empfindet, was einem da gerade „widerfährt“ – im Hadern mit „dem Schicksal“ also.
Allgemein und unabhängig von persönlicher Biographie betrachtet handelt es sich womöglich um die in der Philosophie am meisten diskutierte Frage. Die Sinnsuche liegt gewissermaßen in der menschlichen Natur – ausschließlich übrigens: Kein anderes Lebewesen würde diese Frage jemals stellen. Dies hat nicht nur mit den überdurchschnittlichen Möglichkeiten unseres Intellekts zu tun, sondern auch damit, dass dieser uns oftmals davon abhält, einfach den Moment zu leben und zu genießen.
Wir sind die einzigen Lebewesen auf diesem Planeten, die faktisch nichts tun, ohne einen Grund dafür angeben zu können.
Es gibt also kein menschliches Miteinander ohne Warum, ohne Sinnkriterien, ohne Moral. Schon allein aus dem Grund ist Ethik, ist Weltsicht etwas real Existentes. Und die Tatsache, dass es ’nur‘ in unseren Köpfen existiert, macht die Sache dadurch nicht schwächer.
Prof. Andreas Beyer, Biochemiker und Evolutionsbiologe1
Ich würde gerne diese Gedanken noch weiter führen, denn schließlich betrachten wir Menschen das Leben nicht aus der Perspektive eines Philosophen, sondern in der Regel durch unsere ganz alltägliche, subjektive Brille. Und hier kommt einmal mehr das Ego ins Spiel, das uns davon abhält, eine neutrale Perspektive einzunehmen, sondern stattdessen unseren Verstand aktiviert und zum Bewerten und Vergleichen verleitet. Was die Frage nach dem Lebenssinn nicht einfacher beantwortbar macht, sondern, im Gegenteil, bevorzugt auf Irrwege führt: Wie viele Menschen sehen beispielsweise im „besser sein“ und in der Anhäufung von materiellen Werten bzw. Statussymbolen den Sinn ihres Lebens?! Postmaterialismus hin oder her … auch in diesem Lebensaspekt unterscheidet sich der Bewusstseinsgrad von Menschen sehr.
Als wichtigste Aufgabe dieser Zeit wird im Kontext der sich vollziehenden Zeitenwende oftmals die Selbsterkenntnis genannt – und zwar sowohl in individueller als auch in gesamtgesellschaftlicher Perspektive. Es geht darum, den Weg zurück zum Kern des Menschseins zu gehen, zu reflektieren wer und was wir sind, und damit verbunden was wirklich zu uns gehört und was nicht – schlechte Zeiten für das Ego!
Ich möchte von diesem Gedanken ausgehend die Frage nach dem Sinn des Lebens noch praktischer auf zwei Ebenen beantworten. Zuerst mit Rüdiger Schache, der sein wundervolles Buch HerzVerstand mit den folgenden Worten beschließt:
Also ist die Antwort auf die Frage nach dem Sinn deines Lebens: dem Herzen folgen.
Rüdiger Schache2
Denn sobald du dem Herzen folgst, verschwindet die Sinnfrage.
Ist Dir die feine Logik aufgefallen? Der Sinn des Lebens erschließt sich gerade darin, nicht nach ihm zu fragen, sondern im herzlichen Leben an sich! Oder anders formuliert, im Fühlen anstatt im Denken. So wie Goethe in seiner großen Weisheit schon so früh formuliert hat:
Der Sinn des Lebens ist das Leben selbst.
Johann Wolfgang von Goethe
Meine zweite Antwort nimmt die Perspektive der seelischen Betrachtung des menschlichen Daseins ein. Aus ihr lautet die Frage: Was ist der Sinn des Inkarnierens?
Die Antwort ist: Erfahrungen zu machen, die in der reinen Liebe der astralen Welt nicht möglich sind, sondern die Polarität des Erdenlebens als Mensch benötigen.3
Es ist eine mutige Entscheidung, sich als grenzenloses Seelenwesen in einen kleinen Körper zu inkarnieren
Robert Betz4
und Abhängigkeit, Ohnmacht, Schutzbedürftigkeit und Angst zu durchleben.
Uns von hier aus in unsere Größe zu entwickeln, ermöglicht uns zu erfahren, wer wir wirklich sind.
Das Schöne ist: Beide Antworten sind absolut kompatibel, ja sogar komplementär. Denn ein offenes, richtungsweisendes Herz wird Dich ohne Umwege zu den Erfahrungen führen, die Du mit deinen Seelengeschwistern im Vorfeld der Inkarnation verabredet hast. Schließlich ist die Seele im Herzen beheimatet5, der Weg des Herzens ist somit stets der Weg der Seele. Auch wenn dieser Weg sicher kein leichter ist und mit schlimmen Erfahrungen verbunden sein kann. Für die Seele, unser höheres, göttliches Selbst, sind diese der einzige Weg um reifen zu können. Daher dürfen wir auch die sogenannten „Schicksalsschläge“ demütig und gelassen annehmen, denn sie geschehen niemals zufällig.
Das Herz leitet uns übrigens nicht nur in die schmerzhaften Erfahrungen, es ist auch in der Lage, sie zu verarbeiten und transformieren. Was damit gemeint ist und wie es geht, kannst Du unter Herzintegration – Selbstheilung pur! nachlesen.
Namasté!
Thomas
Abbildungsnachweis
- Herz-Frosch (auch Beitragsbild): PxHere (CCO Public Domain)
- Herzwolke: PxHere (CC0 Public Domain)
- https://www.mdr.de/wissen/der-sinn-des-lebens-100.html [↩]
- Rüdiger Schache: HerzVerstand, München 2015, S. 125 [↩]
- vgl. hierzu meinen Beitrag Die Welten der Seelen [↩]
- Robert Betz: Mein Gedanke für den Tag, 29.03.2019 (als App oder tagesaktuell unter https://robert-betz.com/mediathek/mein-gedanke/), Zitation mit freundlicher Genehmigung von Robert Betz. [↩]
- vgl. Die Weisheit unserer Herzen [↩]