Dualseelen – eine sehr besondere Seelenverwandtschaft

Hast Du bereits meinen Beitrag Die Welten der Seelen gelesen? Falls nicht, empfehle ich dir dies dringend, bevor du hier weiterliest, denn dort erkläre ich einige grundlegende Zusammenhänge über den Inkarnationszyklus und die Strukturen seelischer Beziehungen, deren Kenntnis Dir helfen wird, das Folgende besser zu verstehen.

Im Rahmen der Seelensippe existieren nach Hasselmann und Schmolke vier ganz besondere Seelenverwandte, sogenannte „Ewige Beziehungen“, die uns „über alle Zeiten und Entwicklungsphasen hinaus begleiten“, nämlich der Ewige Zwilling (Die Dualseele), der Ewige Freund, der Ewige Verbündete und der Ewige Lehrer bzw. Schüler.1

Dualseelen bzw. Zwillingsseelen entstehen aus der Teilung einer Seele, sind also zwei Hälften ein und derselben Seele. Diese beiden Seelen enthalten die gleiche Essenz, weisen also eine völlig identische Struktur auf.2 Dieser Vorgang ist vergleichbar mit dem aus der Biologie bekannten Phänomen der Zellteilung, bei dem aus einer Mutterzelle zwei oder mehrere genetisch völlig identische Tochterzellen hervorgehen. Hierbei ist es wichtig, den Begriff Hälften nicht misszuverstehen: Jede der beiden entstehenden Seelen ist nämlich an sich vollständig und autark. Allerdings bilden sie „zusammen ein gemeinsames Größeres ihrer selbst. Sie ergänzen sich auf eine Art und Weise, die (…) sie wieder zu ihrem ursprünglichen Sein zurückbringt. Sie sind zwei, die [auf energetischer Ebene] Eins sind.“3

Dualseelen sind im Rahmen des Inkarnationszyklus in benachbarten Seelenfamilien innerhalb einer Seelensippe beheimatet.4 Die weitgehend synonym verwendeten Begriffe Zwillingsseele und Dualseele beleuchten verschiedene Aspekte dieser ewigen Verbindung:

Der Begriff Dualseele betont den Aspekt der Gemeinsamkeit. Beide Seelen stehen unabhängig von den Welten, in denen sie sich gerade befinden, z. B. durch Träume, Telepathie oder Gedankendopplung in ständiger mentaler Verbindung.5 Es findet ein permanenter Informationsaustausch auf allen Ebenen statt, der sich besonders klar gestaltet, wenn nicht beide Seelen inkarniert sind; andernfalls kann er durch weltliche Einflüsse (insbesondere des Ego) beeinträchtigt werden. Somit lebt auf energetischer Ebene der eine stets das Leben des anderen mit und umgekehrt, beide profitieren gegenseitig von ihren Erfahrungen. Hierdurch entsteht auch bei einer Begegnung im Rahmen einer Inkarnation eine unvorstellbare Transparenz; Dualseelen kennen sich durch und durch, verstehen und durchschauen sich zutiefst, können nichts voreinander verbergen.6

Dualseelen sind – nicht nur sprichwörtlich! – „Ein Herz und eine Seele“, zwischen ihnen schwingt die reinste Liebe und Sehnsucht nach der Seele des anderen und Verschmelzung der beiden Seelenteile zum eigentlichen Einen, das sie sind. Der in der astralen Welt selbstverständlichen Verschmelzung zu einem Größeren ihrer selbst sind in der physischen Welt der Trennung jedoch klare Grenzen gesetzt, sodass die beschriebene Sehnsucht ein Phänomen der gemeinsamen Inkarnation ist und dort emotional voll zum Tragen kommt, sobald die Herzen sprechen dürfen.7

Zwei Herzen, eine Seele: Clint Eastwood und Meryl Streep in Die Brücken am Fluss (The Bridges of Madison County), 1995

Der Begriff Zwillingsseele betont hingegen – sich auf das Bild zweieiiger Zwillinge beziehend – mehr den die Beziehung besonders intensiv machenden Spannungsreichtum und verweist damit auf den Sinn ihrer irdischen Begegnung, nämlich die geistig-seelische Entwicklung des anderen (und damit auch die eigene) permanent intensiv zu fördern. Wie auch die Mitglieder der Seelenfamilie treffen Dualseelen dazu im Vorfeld einer Inkarnation gezielte und konkrete Verabredungen.8

Auch wenn (oder gerade weil) in der gemeinsamen Inkarnation die mystische Erfahrung emotionaler Identität allgegenwärtig ist, ist es den beiden Seelen in der polaren physischen Welt wichtig, ihre Individualität zu behaupten und ihre Eigenständigkeit zu manifestieren.9

In dem Streben, sich gegenseitig zu vervollkommnen, prägen fruchtbare Konflikte und Auseinandersetzungen die Beziehung. Denn diese bieten den Seelen bekanntlich das allergrößte Entwicklungspotenzial. Dualseelen fordern sich daher „gegenseitig um ihr Wachstum zu fördern ständig bewusst oder unbewusst in extremer Weise heraus.“10 Ihre Verbindung gestaltet sich äußerst kräftezehrend und bringt beide an ihre Grenzen. Die gegenseitige Spiegelung ihrer Schattenseiten birgt ein unvergleichlich großes Potenzial, sie einander nahezubringen und ganz werden zu lassen.11

Wesentlich ist dabei: Niemand kennt den anderen energetisch – insbesondere im Hinblick auf seine Schatten, also die verdrängten, ungel(i)ebten Anteile – so gut wie die Dualseele, sodass durch sie die wahren Kernthemen des anderen so gezielt und effektiv wie durch niemanden sonst hervorgeholt werden können.

Gleichzeitig ist die Verbindung so sehr von reinster Liebe gefestigt, die Sehnsucht nach vollständiger Vereinigung so ewiglich prägend, dass sie alles, auch die schlimmsten vorstellbaren Erfahrungen, übersteht. Jeder Konflikt, der gemeinsam bewältigt wird, festigt die Bindung noch mehr.

Dualseelen sind weder identisch noch vollkommen unterschiedlich, sie sind komplementär, sich absolut ergänzend, vervollständigend. „Ihre Seelenmuster sind besonders dann, wenn sie – was in jedem Entfaltungszyklus bis zu sieben Mal vorkommt – sich in ihrer Körperlichkeit begegnen, so verschieden wie nur möglich, damit sie ihre unterschiedlichen Anteile zu einer weitestgehend kompletten Einheit vervollständigen und ergänzen können.“12 Diese Vorstellung kommt im höchsten kosmischen Prinzip des Daoismus13, dem Tàijí, zum Ausdruck. Es versinnbildlicht die Einheit der komplementären Polaritäten, ganzheitlich betrachtet also die sich ergänzenden Gegensätze des Yīn und Yáng. Demnach stehen alle Dinge in der Welt der Erscheinungen letztendlich in Harmonie, und auch scheinbare Gegensätze gehen aus demselben Urgrund hervor.14 Polarität bedeutet somit: Alles im irdischen Leben spielt sich zwischen zwei strukturell identischen, aber gleichzeitig in ihrer charakterlichen Ausprägung diametral gegensätzlichen Extremen ab, in Form zweier eigenständiger, aber sich wie ein aus nur zwei Teilen bestehendes Puzzle ergänzender Größen, die sich gegenseitig bedingen, untrennbar miteinander verknüpft sind und ohneeinander nicht wären, z. B. Tag und Nacht, Licht und Schatten, Ebbe und Flut, Geburt und Tod, Gesundheit und Krankheit, Liebe und Angst, Wärme und Kälte, Einatmen und Ausatmen, Geben und Nehmen, Mann und Frau.15 Zhang beschreibt das Tàijí-Symbol als Ausdruck einer dynamischen Balance, die er in der Harmoniepyramide als Wegbereiter eines kohärenten und harmonischen Zustands sieht.16

Die Symbolik der zwei Punkte deutet auf einen weiteren wesentlichen Aspekt der gemeinsamen Inkarnation von Dualseelen hin: Jede der beiden trägt auch gewisse energetische Anteile der anderen, insbesondere weibliche bzw. männliche Anteile, in sich. Durch das somit vorhandene hohe Potenzial gegenseitigen Verständnisses wird die Erfahrung der Feinheit der Abstufungen zwischen den Polen besonders gut ermöglicht, und gerade hierin liegt eine besonders große Chance auf Wachstum und Entwicklung.17

Hasselmann und Schmolke zitieren „die Quelle“ mit der folgenden Metapher für den gemeinsamen Entwicklungsprozess der Dualseelen:

Die Wege von Seelenzwillingen verlaufen stets parallel. Jede einzelne liebesfördernde, bindende Auseinandersetzung ist wie eine fest verschraubte Schwelle, die die beiden Schienenstränge fest miteinander verbindet und von Leben zu Leben durch alle Existenzen eine gemeinsame Richtung vorgibt.18

Finden Dualseelenbegegnungen offenen Herzens statt, bergen sie ein unermesslich großes gemeinsames Potenzial des Wachstums und der Entwicklung des Bewusstseins. Die dann gegebene offene Vertrautheit beruht darauf, dass Dualseelenbegegnungen von der Energieebene der Expression, des Ausdrucks, geprägt sind, verbunden mit der Energieform des Wirkens.19 Daraus entspringt eine intensive Kommunikation, die sehr schnell in für beide konstruktive, ihre Entwicklung fördernde Erkenntnisprozesse münden kann. Auf der Expressionsebene treffen übrigens die Archetypen des Weisen und des Künstlers zusammen.20

Das große, weit über die Paarbeziehung hinausgehende Potenzial einer Dualseelenbegegnung im Hinblick auf den Prozess der Bewusstwerdung der gesamten Menschheit fasst Sylvia Suckert in Worte:

Immer mehr Dualseelen haben sich in den letzten Jahren gefunden und befinden sich auf dem letzten Stück ihres Weges zur Wiedervereinigung. Die wiedervereinigten Seelen haben eine dermaßen hohe Vollkommenheit und eine solch hohe spirituelle Ebene erreicht, dass es ihre Aufgabe ist und sein wird, den Menschen, die noch nicht so weit sind, im neuen Zeitalter durch ihr Beispiel den Weg zu zeigen.21

Sandra Ruzischka zeigt allerdings auf, dass es hinsichtlich der Synchronizität der Entwicklung auch scheiternde Inkarnationen geben kann:

Dualseelen begegnen sich, um sich gegenseitig in ihrer Entwicklung zu unterstützen und sie voranzutreiben. Wenn sich beide Teile dafür öffnen, ist das unbeschreiblich schön und fruchtbar, wenn auch mit viel energetischer Arbeit verbunden. Dann haben die Dualseelen gemeinsam einen sehr hohen Energie-Level und können vieles erreichen, das alleine unmöglich oder sehr schwierig wäre. Sie können zusammen das Universum im Sturm erobern. Wenn beide ein Hoch haben, ist es unbeschreiblich, was alles geschehen kann. Es ist wie ein Wunder, welche Tore sich öffnen und beide Duale einladen in ein Abenteuer aus Licht, Liebe und Energie. Wenn aber eine ‚Hälfte‘ ein Tief hat oder sich in ihrer Entwicklungsphase verschließt, dann ist das für die andere ‚Hälfte‘ unbeschreiblich hart. Auch das ist mit nichts anderem zu vergleichen und bedeutet tiefen Schmerz.22

Und Rüdiger Schache ergänzt:

So schlimm sich das für den Betroffenen auch anfühlt, ist es dennoch kein Fehler im System der Seelen und auch kein Fehler in diesem Leben. Das Universum macht keine Fehler. Ein unfreies Herz an Ihrer Seite wird weder Sie noch den anderen glücklich machen. Also muss der andere vielleicht noch eine Weile oder sogar dieses Leben lang einem anderen Versprechen oder einer anderen Verantwortung nachkommen. Aus Seelensicht erschafft jedoch genau dieses Opfer auf anderer Ebene die lang ersehnte Freiheit.23

Willst Du mehr über Dualseelen lernen? Weiter geht es mit Dualseelen – Herzmensch und Kopfmensch. (Zum Öffnen der Seite benötigst Du ein kostenloses Passwort, das Du auf Anforderung erhältst.)


Abbildungsnachweis

  • Es gibt Freundschaften …: © ShutterStock 53192476 / kesipun; Zitat: Matthias Claudius: Von der Freundschaft, in: Asmus omnia fua Secum portans, oder Sämmtliche Werke des Wandsbecker Bothen, IV. Theil, Wandsbeck 1782, S. 11-14, hier: S. 14. Kombination © Thomas Hönemann.
  • Szenenbild Die Brücken am Fluss: https://www.choices.de/film/die-bruecken-am-fluss/forum
  • Taiji-Symbol: Klem, Public domain, via Wikimedia Commons
  • … in das Licht: © ShutterStock 102758753 / Mykola Mazuryk
Fußnoten
  1. vgl. Varda Hasselmann und Frank Schmolke: Die Seelenfamilie. Sinn und Struktur seelischer Beziehungen. Durchsagen aus der kausalen Welt IV, München 52001, S. 101 []
  2. vgl. Sandra Ruzischka: Das Geheimnis der Dualseelen, Seelengefährten und Seelengeschwister. Karmische Verbindungen und über die großen Herausforderungen dieser Begegnungen in unserem Leben, Leipzig 42008, S. 22 []
  3. Ruzischka (2008), S. 23 []
  4. vgl. Hasselmann/Schmolke (2001), S. 112 []
  5. vgl. Hasselmann/Schmolke (2001), S. 103 []
  6. vgl. Hasselmann/Schmolke (2001), S. 105f. []
  7. vgl. Ruzischka (2008), S. 23 und S. 30f. []
  8. vgl. Hasselmann/Schmolke (2001), S. 104f. []
  9. vgl. Hasselmann/Schmolke (2001), S. 107 []
  10. Ruzischka (2008), S. 50 []
  11. vgl. Ruzischka (2008), S. 37 []
  12. Hasselmann/Schmolke (2001), S. 108 []
  13. Der Daoismus (übersetzt „Lehre des Weges“, auch Taoismus) ist eine chinesische Philosophie und Weltanschauung und wird als Chinas eigene und authentische Religion angesehen. Seine historisch gesicherten Ursprünge liegen im 4. Jahrhundert v. Chr., als das Tao te King des Laotse entstand. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Daoismus []
  14. vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Taiji_(chinesische_Philosophie). Hierzulande ist die Schreibweise Tai-Chi geläufig. []
  15. vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Polarität_(Philosophie) []
  16. vgl. Changlin Zhang: Der unsichtbare Regenbogen und die unhörbare Musik. Die Entdeckung der Zusammenhänge zwischen elektromagnetischen Feldern in Lebewesen und den Wirkungen von Akupunktur, Klangtherapie und anderen komplementären Heilmethoden, Battweiler 2010, S. 206f. []
  17. vgl. Ruzischka (2008), S. 24 []
  18. Hasselmann/Schmolke (2001), S. 105 []
  19. vgl. Hasselmann/Schmolke (2001), S. 102 []
  20. vgl. Hasselmann/Schmolke (2001), S. 42 []
  21. Sylvia Suckert: Dualseelen. Pioniere der neuen Zeit, Norderstedt 2016, S. 36 []
  22. Ruzischka (2008), S. 36 []
  23. Rüdiger Schache: Herz über Kopf. Entdecke deinen wahren inneren Kompass, München 2018, S. 103f. []